Relativ Eigenständig

Dokumentarfilm
2016
64 Min
RegieChristin Veith
Original-SpracheDeutsch

RELATIV EIGENSTÄNDIG ist ein sozia­les wie fil­mi­sches Experiment. Drei Jahre lang hat die Filmemacherin Christin Veith ihren jugend­li­chen Protagonist_innen Videokameras über­ant­wor­tet und damit die Mittel, mit wel­chen sich die Youtube-Generation am bes­ten selbst doku­men­tiert. „Es gibt vie­le Ausländer. Arnold Schwarzenegger war auch da“, sagt die 14 jäh­ri­ge Carmen. Und wenn Dzenis, Sohn bos­ni­scher Einwanderer von der Grazer Fröbelschule spricht, behaup­tet er, der ein­zi­ge in der Klasse zu sein, der einen akzep­ta­blen deut­schen Wortschatz besitzt. Eine Straße wei­ter per­fek­tio­niert ein Pubertierender, Matthias, das Klavierspiel. Seine Mutter zahlt für sei­ne Bildung. Er kann sich gut vor­stel­len, ein­mal Filmkomponist zu wer­den; sein Sound ist es auch, der die Filmmusik für RELATIV EIGENSTÄNDIG lie­fert.
Die Herkunft der Personen mar­kiert den Ausgangspunkt die­ser behut­sa­men und offen­her­zi­gen Coming-of-Age Dokumentation. Die eine Gruppe Teenager besucht eine pri­va­te Schule, die zwei­te eine öffent­li­che Mittelschule mit hohem Migrant_innenanteil. Da ist der Vater LKW-Fahrer und die Mutter Putzfrau. Dort sind die Eltern Therapeuten oder Designer. Räumlich tren­nen die bei­den Schulen kei­ne 50 Meter. Dazwischen lie­gen Vorurteile, Träume, Ängste und letzt­lich Welten, die Christin Veith mit beein­dru­cken­der Leichtigkeit in einem gemein­sa­men Filmprojekt der Heranwachsenden zusam­men­führt.
Die Teilnehmer_innen haben neben ihrem ver­trau­ten Umfeld, auch das Terrain der unbe­kann­ten Nachbarschüler_innen mit der Kamera ergrün­det. Aus zöger­li­chen gegen­sei­ti­gen Besuchen sind wit­zi­ge, nach­denk­li­che Begegnungen gewor­den. Wackelige Annäherungen und kraft­vol­le Selbstinszenierungen sind dabei ent­stan­den. In RELATIV EIGENSTÄNDIG ver­han­deln die Jugendlichen eigen­mäch­tig, manch­mal intui­tiv und oft ein­neh­mend refle­xiv, die fei­nen Unterschiede in der Gesellschaft und Bildungspolitik. (Petra Erdmann)