C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern…)

Doku-Fiction
2023
30 Min
RegieEva Egermann, Cordula Thym
Original-SpracheDeutsch

Meidlinger Wildhamster mit Röntgenaugen, ein Zombie-Soldat am Spendentelefon, eine gran­dio­se Songcontest-Performance, im Zentrum eine Talkshow gegen den hete­ro­nor­ma­ti­ven TV-Mainstream mit Interviews und workplace-Porträts der bei­den Gäst*innen Em Gruber (Monitoringausschuss für Menschen mit Behinderungen) und Iris Kopera (Selbstvertretungszentrum für Menschen mit Lernschwierigkeiten); dazwi­schen gebär­den­sprach­lich inter­pre­tier­te Zitate der ver­stor­be­nen Künstlerin-Autorin Ianina Ilitcheva, die C‑TV eine Art Kapitelstruktur geben – das Ganze wird ein­ge­rahmt von Newsroom-Meldungen über mys­te­riö­se seis­mo­gra­fi­sche Erschütterungen der Gesellschaft.

C‑TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern…) von Cordula Thym und Eva Egermann über den fik­ti­ven Fernsehsender glei­chen Namens ist ein „far­ben­fro­hes Genre-Multiversum“ (Madeleine Bernstorff), das uto­pi­sches Scifi-Kino, Dokufiction, Perfomance, Lesung und mehr ver­knüpft und damit die ableis­ti­sche, hete­ro­nor­ma­ti­ve Medienwelt her­aus­for­dert. Menschen mit Behinderungen, chro­ni­schen Krankheiten und Neurodiversität wer­den oft als „nar­ra­ti­ve Prothese“ (David T. Mitchell & Sharon L. Snyder), also eine Art Gegenfolie zu Vorstellungen von „Ganzheit“ oder „Normalität“ insze­niert und zumeist rein als Rezipient*innen statt als Produzent*innen von Kultur gese­hen. Spielerisch, humor­voll, poe­tisch, mit Form und Struktur expe­ri­men­tie­rend ent­wer­fen die Regisseur:innen dage­gen eine Welt (samt Open Captions und Audiodeskription für gehör­lo­ses Publikum), in der Teilhabe und Inklusion, Agency und Sichtbarkeit weit stär­ker als in unse­rer gegen­wär­ti­gen rea­li­siert sind. Dafür erhielt C‑TV 2023 zurecht den Diagonale-Preis für Innovatives Kino.

Am Ende ste­hen Filmcrew und Protagonist:innen neben­ein­an­der und schau­en in den Himmel: „Aus einem muschi­för­mi­gen Riss in der Wolkendecke fällt ein brei­ter gol­de­ner Sonnenstrahl.“

(Marie-Noëlle Yazdanpanah)